01 December 2022

Studie: Auswirkungen eines adjustierten Kohleausstiegs auf die Emissionen im deutschen Stromsektor

Aurora Energy Research wurde von Europe Beyond Coal beauftragt, die Auswirkungen eines veränderten Kohleausstiegspfades auf dessen CO2-Emissionen im deutschen Strommarkt bis 2030 hin zu analysieren. Die ganze Studie vom 22.11.2022 ist hier zum Download verfügbar.

Hier finden Sie ein Hintergrundbriefing der Aurora Strommarkt-Modellierung

 

Kernergebnisse der Studie

  • Die Emissionen im deutschen Stromsektor steigen über den Betrachtungszeitraum (2022 bis 2038) durch den
    adjustierten Ausstiegspfad um 61 Mio. t CO 2 an.
  • Dieser Effekt beschränkt sich auf die kurzfristigen Mehremissionen 2022 bis 2024. Die Rückholung der Kohle-
    und Ölkraftwerke zur Vorbeugung und Abschwächung einer potentiellen Gasmangellange sowie die
    Verlängerung der Braunkohlekraftwerke im Rheinland führen zu einem Mehrausstoß von 61 Mio. t CO 2 .
  • Durch Mehrverstromung von Kohle und Öl in Deutschland werden europaweit 100 TWh weniger Gas
    verstromt, dem Emissionsanstieg in Deutschland stehen Einsparungen von 26 Mio. t CO 2 im restlichen Europa
    zwischen 2022 und 2030 gegenüber. Europaweit steigen die Emissionen um 35 Mio. t CO 2 an.
  • Die Emissionen im deutschen Stromsektor 1 betragen 2030 in beiden Szenarien 110 Mio. t CO 2 , was unter dem
    von Aurora umgerechneten Sektorziel für den Stromsektor in 2030 von 118 Mio. t CO 2 liegt. Unter Annahme
    einer linearen Reduktion der Ziele im Stromsektor (256 Mio. t CO 2 in 2022, 118 Mio. t CO 2 in 2030) liegt das
    Szenario mit adjustiertem Ausstieg 164 Mio. t CO 2 über einem Emissionsbudget für diesen Zeitraum.
  • Unter den ökonomischen Rahmenbedingungen des Central-Szenarios erwarten wir keine Verstromung der
    Braunkohle nach 2030, da diese unprofitabel wäre. Dies ist vor allem durch die graduelle Normalisierung der
    Gaspreise sowie durch steigende Preise im europäischen Emissionshandel bedingt. Daher hat das Vorziehen
    des Kohleausstieges im rheinischen Revier von 2038 auf 2030 in unserer Modellierung keinen Effekt, es gibt
    keine emissionsmindernde Wirkung.
  • Auch in einem Szenario mit höherer Nachfrage (+25 TWh in 2030) werden die Ziele im deutschen Stromsektor in
    2030 gerade noch erreicht, liegen aber mit 116 Mio. t CO 2 nur noch knapp unter dem Zielwert für 2030. Durch die
    höhere Nachfrage findet Mehrproduktion von Stein- und Braunkohlekraftwerken v.a. vor 2028 statt, später durch
    die Normalisierung des Gaspreises v.a. von Gaskraftwerken.

Der Nachfrageanstieg verursacht kumulierte Mehremissionen von 25 Mio. t CO2 gegenüber einem Szenario
mit niedrigerer Nachfrage zwischen 2022 und 2030. Das Szenario liegt um 189 Mio. t CO2 über einem
Emissionsbudget für den Strommarkt im Zeitraum 2022 bis 2030.

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